Der Midijob ist zwischen der Vollzeittätigkeit und dem Minijob angesiedelt. Midijobs sind nicht steuerfrei und es müssen Abgaben an die Sozialversicherung gezahlt werden. Diese sind jedoch geringer als bei einem Angestellten in Vollzeit. Der Midijob ist daher für Geringverdiener eine interessante Alternative, weil seit dem 1. Juli 2019 volle Rentenansprüche erworben werden. Doch was ist ein Midijob genau, wer kann ihn ausüben und wie sehen die arbeitsrechtlichen Bedingungen aus?
Was ist ein Midijob?
Der Begriff Midijob bezeichnet eine Tätigkeit die zwischen dem Minijob und der klassischen Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung liegt. Der Midijob befindet sich in der sogenannten Gleitzone, was sich auf die bis zum 30.6.2019 gültige Verdienstspanne zwischen 450,01 und 850 Euro im Monat bezieht. Zum 1.7.2019 hat sich die Gleitzone in den sogenannten Übergangsbereich verändert. Arbeitnehmer dürfen nun bis zu 1300 Euro im Monat verdienen, um als Midijobber zu gelten. Der Midijob ist nicht steuerfrei und Arbeitnehmer müssen Abgaben an die Sozialversicherung leisten. Die zu leistenden Abgaben liegen allerdings unter denen, die Arbeitnehmer in regulären Vollzeit- oder Teilzeitjobs leisten müssen, wodurch Midijobber gewisse Vorteile genießen.
Seit wann und warum gibt es den Midijob?
Im Rahmen des Hartz 4- Konzeptes hat die Bundesregierung 2003 den Midijob eingeführt. Damit sollte verhindert werden, dass geringfügig Verdienende gegenüber den versicherungsfreien Minijobbern benachteiligt werden. Ohne die Gleitzone würden Midijobber in vielen Fällen ein Bruttogehalt unter dem Verdienst eines Minijobbers erhalten. Durch den Midijob sollte der Anreiz geschaffen werden, dass Minijobber und Arbeitslose wieder in eine versicherungspflichtige Tätigkeit wechseln und der Zugang zum Arbeitsmarkt besser gelingt. Außerdem war das Ziel, mehr Arbeitnehmer besser sozial abzusichern. Rechtlich geregelt ist der Midijob im grundsätzlich im Sozialgesetzbuch (SBG IV). Betreffend Rentenversicherung kommen die Vorschriften im SGB VI, bei der Krankenversicherung SGB V, bei der Arbeitslosenversicherung SGB III und bezüglich der Pflegeversicherung SGB XI zur Anwendung.
Wie viele Midijobber gibt es in Deutschland?
Durch das Ausweiten der Verdienstgrenze für Midijobber steigt ab Juli 2019 automatisch die Anzahl der derart Beschäftigten. Um eine konkrete Zahl der Midijobber zu erhalten, hatte die Fraktion der Partei Die Linke eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Mit dem Ergebnis, dass sich die Anzahl der Midijobber durch die Neuregelungen von 1,3 Millionen auf rund 3,5 Millionen Menschen nahezu verdoppelt hat.
Die Unterschiede zwischen Minijob und Midijob
Midijob und Minijob werden gerne miteinander verwechselt, doch gibt es entscheidende Unterschiede:
- Lohn: Als Minijob gilt eine Tätigkeit nur, wenn das Einkommen maximal 450 Euro im Monat beträgt. Midijobber dürfen hingegen bis zu 1300 Euro im Monat verdienen.
- Bruttogehalt: Ein Midijob ist abgabenpflichtig. Das bedeutet, vom Nettogehalt des Arbeitnehmers werden gegebenenfalls Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abgezogen. Minijobber entrichten grundsätzlich keine Sozialversicherungsbeiträge, weshalb bei ihnen das Bruttogehalt dem Nettogehalt entspricht.
- Steuern: Während Sozialversicherungsbeiträge immer bei einem Midijob anfallen, ist das mit Steuern nicht unbedingt der Fall. Zunächst kommt es auf die Steuerklasse des Arbeitnehmers an. In Steuerklasse 5 und 6 fallen Abgaben für den Midijob an. In 1 bis 4 muss keine Lohnsteuer gezahlt werden. Hier kommt es auf die jeweilige familiäre Situation an. Minijobs sind populär als Nebenbeschäftigung zu einer Vollzeit- oder Teilzeitanstellung. Sobald ein Midijob neben der Vollzeittätigkeit ausgeführt wird, entfallen steuerliche Vergünstigungen und das Gehalt wird regulär versteuert. Das lohnt sich meistens nicht, während die Konstellation Hauptjob + Minijob für Arbeitnehmer durchaus finanziell interessant sein kann.
- Infobox: Steuern: Ob Lohnsteuer im Midijob gezahlt werden muss, hängt von der jeweiligen Steuerklasse und der familiären Situation ab. Wer bereits in einem anderen Job sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, versteuert den Midijob nach Steuerklasse 6.
Midijob und Sozialversicherung – Neuerungen ab 2019
Midijobber führen Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung, die Arbeitslosenversicherung, die Krankenversicherung und die Pflegeversicherung ab. Wer einst die 450 Euro-Grenze überschritt, musste plötzlich rund 21 % an die Sozialversicherung abführen. Daher richtete der Gesetzgeber die Gleitzone ein, die seit 2019 Übergangsbereich heißt. Hier erhöhen sich die Sozialversicherungsbeiträge in Abhängigkeit vom Monatseinkommen. Die Obergrenze von 21 % ist bei 1300 Euro Einkommen im Monat erreicht.
Midijobber haben nun volle Rentenanwartschaften
Problematisch im Midijob war, dass Einkünfte knapp über dem Minijobniveau durch die niedrigen Einzahlungen zu deutlich verminderten Rentenansprüchen führten. Eine der wichtigsten Neuerungen der Rentenreform 2019 besteht darin, dass Midijobber nun so behandelt werden, als ob sie nicht den reduzierten, sondern den vollen Arbeitnehmeranteil in die Rentenversicherung entrichtet hätten. Trotz der reduzierten Beitragszahlungen erwerben Midijobber ab jetzt volle Rentenanwartschaften. Entgeltpunkte in der Rentenversicherung werden nicht mehr anhand dem reduzierten Beitrag, sondern aus dem tatsächlichen Arbeitsentgelt kalkuliert. Durch die Anhebung der Grenze auf einen Maximalverdienst von 1300 Euro werden künftig fast doppelt so viele Arbeitnehmer in Teilzeit weniger in die Rentenversicherung einzahlen.
Sozialversicherungsbeiträge im Midijob
Die Arbeitnehmeranteile bleiben ab dem 1. Juli 2019 in allen Bereichen der Sozialversicherung reduziert. Auch in die Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung werden von allen, die in den neuen Übergangsbereich bis 1300 Euro fallen, verminderte Beiträge abgezogen, die sich nach der Verdiensthöhe richten. Die Ansprüche selbst gelten jedoch nach dem eigentlichen Bruttoverdienst.
Arbeitsrechtliche Regelungen im Midijob
Arbeitsrechtlich unterscheiden sich Midijobber nicht von Voll- und Teilzeitbeschäftigten. Sie haben Anspruch auf Lohnfortzahlung bei Krankheit, den gesetzlichen Mindestlohn und bezahlten Urlaub.
Wie viele Stunden Arbeitszeit sind im Midijob zulässig?
Das Arbeitszeitgesetz findet natürlich auch bei Midijobbern Anwendung. Es gilt die maximale Arbeitszeit von acht Stunden am Tag, die in Ausnahmefällen für kurze Zeit auf zehn Arbeitsstunden ausgedehnt werden darf. Eine wichtige Rolle spielt bei der Arbeitszeit jedoch der Mindestlohn. Der wurde im Januar auf 2019 Euro erhöht auf 9,19 Euro pro Stunde. Mit der bis zum 30.06. gültigen Verdienstgrenze von maximal 850 Euro durften Midijobber maximal 23 Stunden in der Woche, beziehungsweise 92 Stunden im Monat arbeiten. Mit der neuen Regelung ab dem 1.7.2019 können bis zu 141 Stunden im Monat gearbeitet werden, ohne dass die Vergünstigungen aus diesem Beschäftigungsverhältnis verloren gehen, da die Verdienstgrenze nun bei 1300 Euro liegt.
Welche Urlaubsansprüche gibt es im Midijob?
Midijobber haben einen Anspruch auf den gesetzlichen Mindesturlaub, der sich aus § 3 Bundesurlaubsgesetz ableitet. Der Gesetzgeber spricht von 24 Mindesturlaubstagen pro Jahr, der sich auf eine 6-Tage-Woche bezieht. Viele Minijobber arbeiten jedoch an weniger Wochentagen, weshalb sich die Berechnung daran orientiert:
- 6-Tage-Woche: 24 Urlaubstage
- 5-Tage Woche: 20 Urlaubstage
- 4- Tage-Woche: 16 Urlaubstage
- 3-Tage-Woche: 12 Urlaubstage
Für die Berechnung der Urlaubstage spielt die an den jeweiligen Beschäftigungstagen absolvierte Stundenzahl keine Rolle. Midijobber, die vier Tage in der Woche acht Stunden am Tag arbeiten, haben denselben Urlaubsanspruch wie ein Midijobber, die sechs Stunden an ihren vier Arbeitstagen leisten. Viele Arbeitgeber gewähren ihren Angestellten mehr als den gesetzlichen Mindesturlaub. Die Einzelheiten regelt der Arbeitsvertrag.
Gibt es Krankengeld ?
Im Vergleich zum Nebenjob oder Minijob hat der Midijob einen entscheidenden Vorteil: Arbeitnehmer sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt und erhalten daher eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wie regulär Beschäftigte von sechs Wochen. Dauert der Krankenstand länger als sechs Wochen, erhalten Midijobber Krankengeld.
Kündigungsfristen
Die gesetzlichen Kündigungsfristen aus § 622 im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) gelten ebenfalls im Midijob. Eine Kündigung des Arbeitsvertrages muss zum Ende eines Kalendermonats, beziehungsweise zum 15. des Monats erfolgen und beträgt mindestens vier Wochen. Die Dauer des Arbeitsverhältnisses wirkt sich nicht auf die Kündigungsfrist aus. Anders sieht es aus, wenn ein Arbeitgeber einem Midijobber kündigen möchte. In diesem Fall richtet sich die Frist nach der Beschäftigungsdauer:
Dauer der Betriebszugehörigkeit | Kündigungsfrist |
2 Jahre | 1 Monat zum jeweiligen Ende des Kalendermonats |
5 Jahre | 2 Monate |
8 Jahre | 3 Monate |
10 Jahre | 4 Monate |
12 Jahre | 5 Monate |
15 Jahre | 6 Monate |
ab 20 Jahren | 7 Monate |
In der auf ein maximal halbes Jahr beschränkten Probezeit beträgt die Kündigungsfrist beidseitig zwei Wochen.
Besteht im Midijob Anspruch auf Arbeitslosengeld?
Midijobber leisten Sozialabgaben und haben dementsprechend einen Anspruch auf Arbeitslosengeld 1. Es gilt jedoch wie bei einer Beschäftigung in Vollzeit die Regelung, dass ein Arbeitnehmer mindestens 12 Monate an seinem Arbeitsplatz tätig gewesen sein muss, um Arbeitslosengeld 1 zu erhalten.
Midijob – für wen eignet sich diese Tätigkeitsform?
Der Midijob eignet sich grundsätzlich für alle, die in Teilzeit arbeiten möchten und von den geringeren Sozialabgaben profitieren wollen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DWI) hat prognostiziert, dass die Neuregelungen im Midijob vor allem Frauen zugutekommen, die bis zu 25 Wochenstunden arbeiten. Nicht immer soll der Midijob die einzige Anstellung bleiben, weshalb Arbeitnehmer darauf zu achten haben, welche Tätigkeitsform parallel dazu ausgeübt wird, damit sich der Midijob finanziell lohnt. Wichtig dabei ist, dass es sich um Tätigkeiten bei verschiedenen Arbeitgebern handelt.
Kombination von Midijob und Minijob
Viele Arbeitnehmer entscheiden sich, Minijob und Midijob miteinander zu kombinieren. Wer in seinem Midijob 800 Euro monatlich verdient, kann problemlos einen Minijob mit einem Gehalt von 450 Euro im Monat annehmen. Der Midijob wird in diesem Fall als sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung eingestuft und der Minijob bleibt abgabenfrei. Vorsichtig sein muss jeder, der mehreren Minijobs und Midijobs nachgeht. Mehrere Minijobs zusammen dürfen die Grenze von 450 Euro monatlich nicht überschreiten. Wer zwei Midijobs annimmt, darf die neue Grenze von 1300 Euro nicht übersteigen, da sonst der Vorteil der vergünstigten Abgaben wegfällt. Daneben ist darauf zu achten, dass Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld die gesetzliche Grenze im Minijob von 5400 Euro nicht übersteigen. Denn nicht immer lohnen sich diese Extras, wenn sie den Verlust der Minijob-Regelung bedeuten.
Midijob plus kurzfristige Beschäftigung
Als kurzfristige Tätigkeit gilt eine Arbeit mit einer maximalen Beschäftigungsdauer von drei Monaten am Stück oder nicht mehr als 70 Tagen im Jahr. Da bei dieser Beschäftigungsform kein regelmäßiges Einkommen erzielt wird, ist die Kombination mit einem Midijob durchaus sinnvoll.
Midijob und Hartz 4
Der Midijob stellt für viele Bezieher von Hartz 4 eine gute Chance dar, wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen. Wer Hartz 4 bezieht, kann seine Bezüge mit einem Midijob aufbessern. Dabei werden Teile des Lohns auf den Regelsatz angerechnet. Leistungsempfängern werden pauschal 100 Euro abgezogen. Beträgt das Bruttoeinkommen bis zu 1000 Euro, wie es typisch in einem Midijob ist, werden noch einmal 20 % des erzielten Einkommens abgezogen. Diese Regelung gilt auch für Aufstocker.
Midijob für Studenten
Ob der Midijob die ideale Beschäftigungsform für Studenten ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Keine Auswirkung hat der Midijob auf Studenten, die noch Kindergeld beziehen. Berechtigte erhalten diese Zahlung unabhängig von ihrem Einkommen. Wichtig dabei ist, dass die Arbeitszeit im Midijob 20 Stunden in der Woche nicht überschreitet. Anders sieht das aus, wenn Studenten BAföG beziehen. Hier gibt es eine Obergrenze von 450 Euro. Geht der Verdienst darüber, was bei einem Midijob der Fall ist, werden die Bezüge entsprechend gekürzt.
Midijob für Freiberufler und Selbständige
Der Midijob kann für Freiberufler ideal sein, um von günstigeren Beiträgen für die Krankenversicherung zu profitieren und Beiträge in die Rentenversicherung einzuzahlen, die sonst eine private Vorsorge übernehmen müsste. Steuerrechtlich kommen bei einem Freiberufler mit Midijob Klasse 1 bis 5 infrage.
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