97 Prozent der Menschen in Deutschland sind mit dem Begriff Black Friday (schwarzer Freitag) vertraut, zeigt eine Umfrage aus dem Jahr 2021. Kein Wunder, der Black Friday ist unbestritten der größte Shoppingtag im Jahr und läutet die wichtigste Shoppingsaison – das Weihnachtsgeschäft ein.
Auch dieses Jahr warten viele auf den 25. November 2022, den darauffolgenden Cyber Monday und die gesamte Cyber Week, um die ersten Geschenke, Nützliches für den Haushalt oder einfach etwas Schönes für sich selbst zu stark reduzierten Preisen zu kaufen. Trotz der großen Popularität stutzen viele beim Namen. Warum heißt der Shoppingtag „schwarzer Freitag“, wenn Shoppen doch bekanntlich glücklich macht? Und wie ist der Black Friday eigentlich entstanden? Wann kam der Cyber Monday dazu und wie wurde die Cyber Week daraus? Antworten gibt es hier.
Wie ist Black Friday entstanden?
Der Black Friday stammt aus den USA und findet jährlich einen Tag nach Thanksgiving, einem 400 Jahre alten Nationalfeiertag statt, das sich grob mit dem hiesigen Erntedankfest vergleichen lässt. Thanksgiving halten viele in den USA für wichtiger als Weihnachten. Der bewegliche Feiertag findet immer am vierten Donnerstag im November statt. Das Fest wird groß gefeiert, Familien reisen aus dem ganzen Land an und viele nehmen den Freitag als Brückentag frei.
Ein Erklärungsansatz für die Entstehung des Black Friday lautet: Erst am Tag nach dem Thanksgiving-Fest, wenn landesweit viele Menschen den freien Tag zum Shoppen nutzten, konnte der Handel aus den roten Zahlen raus und endlich schwarze Zahlen schreiben. Das ist allerdings nur ein Teil der Entstehungsgeschichte.
Zum ersten Mal verwendet wurde der Begriff Black Friday im Jahr 1869, als an einem gewöhnlichen Freitag plötzlich ein 20-prozentiger Einbruch am Aktienmarkt für Furore sorgte. Der negativ konnotierte Begriff geriet danach für lange Zeit in Vergessenheit. Erst in den 1950er- und 1960er-Jahren wurde der Begriff Black Friday wieder verwendet. Diesmal nicht im Zusammenhang mit der Börse, sondern von Polizisten – allerdings weiterhin in einem negativen Sinn. Konkret waren es Polizisten aus Philadelphia (Bundesstaat: Pennsylvania), die jedes Jahr nach Thanksgiving mit chaotischen Szenen in Philadelphia zu kämpfen hatten. Denn scharenweise reisten Menschen an dem freien Tag in die Stadt, um ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen und später ein traditionsreiches Fußballspiel zu besuchen. Für die Polizei bedeutete das: mehr Verkehr, mehr Unfälle, mehr Diebstähle, mehr Probleme und generell längere Schichten. Schnell gewöhnten sich die Polizisten für den unbeliebten Freitag den Namen Black Friday an.
Dann geriet der Begriff für einige Zeit in Vergessenheit und kam erst in den späten 1980er-Jahren wieder zum Vorschein. Damals suchten Einzelhändler nach einem Weg, um die kaufwilligen Massen, die nach dem großen Festessen Shoppen gehen wollten, in ihre Geschäfte zu locken. Um auf die vielen Angebote aufmerksam zu machen, bewarben die Geschäfte den Tag als Black Friday, öffneten ihre Türen immer früher und wandelten einen negativ besetzten Begriff in etwas Positives. Inzwischen öffnen viele Geschäfte die Türen um Mitternacht und zahlreiche Menschen stehen seit dem Abend bereits Schlange.
Bekanntlich ist der Name hängen geblieben, und seitdem hat sich der Black Friday nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland zu einem wichtigen Shopping-Event entwickelt. Hierzulande soll der Techgigant Apple das erste Unternehmen gewesen sein, dass den Shoppingtag nutzte. Das war im Jahr 2006. Aber es ist nicht nur bei einem Tag geblieben – weitere Shoppingtage wie der Cyber Monday und die Cyber Week sind entstanden.
Was ist der Unterschied zu Cyber Monday und wann wurde daraus die Cyber Week?
Laut dem US-amerikanischen Einzelhandelsverband (National Retail Federation, NRF) kaufen am Black Friday 2021 104,9 Millionen Menschen in stationären Geschäften ein. Aber auch online läuft das Geschäft mit 127,8 Million KäuferInnen im gleichen Jahr rund. Das ist, warum der Cyber Monday entstand. Der Montag ist das Online-Equivalent zum Freitag. Da der Black Friday aus den späten 1980er-Jahren stammt, war das Einkaufen im Internet damals noch kein Thema. Erfunden hat den Cyber Monday die NRF im Jahr 2005. Damals schrieb eine Mitarbeiterin in einem Newsletter, dass der Cyber Monday sich schnell zu einem der größten Onlineshoppingtage des Jahres entwickeln würde. Der Name blieb hängen und wurde fortan von zahlreichen Onlinehändlern zu Marketingzwecken genutzt.
Nach Deutschland kam der Cyber Monday durch Amazon. Der Onlineriese nutzte die Aktion erstmals im Jahr 2010, um den Umsatz durch Schnäppchen anzukurbeln. Vier Jahre später (2014) wurde daraus die Cyber Monday Week oder kurz Cyber Week, die am Montag vor Thanksgiving beginnt und insgesamt acht Tage dauert. Zahlreiche andere Onlinehändler sind Amazon gefolgt und bieten in dem Zeitraum um Thanksgiving ebenfalls viele Reduzierungen an, die nur am Black Friday, Cyber Monday oder während der Cyber Week erhältlich sind.
Aber warum wurde aus einem Tag erst ein Wochenende und dann eine ganze Woche zum Shoppingevent? Zum einen vergrößern sich die Absatzchancen, je länger der Handel die Aufmerksamkeit der Kundschaft durch Begriffe wie Black Friday, Cyber Monday oder Cyber Week und immer wieder frische Angebote auf sich lenken kann. Zum anderen ist es auch eine Strategie, um die Situation zu entspannen. Wenn Millionen von Menschen an einem Tag die Geschäfte oder Webseiten stürmen, kann schnell Chaos entstehen. Indem der Cyber Monday und die Cyber Week den Black Friday verlängert haben, verteilt sich das Besucheraufkommen auf mehrere Tage und die Händler können den Ansturm besser bewältigen.
Gibt es Fun Facts und Kurioses zum Thema Black Friday?
- Black Friday wurde in den USA im Jahr 2001 zum größten Shoppingtag des Jahres. Vorher war es immer der Samstag vor Weihnachten gewesen.
- Obwohl Händler immer mit runden Zahlen wie 30, 50 oder gar 70 Prozent Nachlass werden, liegt der durchschnittliche Rabatt an Black Friday bei 28,7 Prozent.
- Einige Black Friday Angebote sorgen für dermaßen Aufregung, dass es zu Massenandrang, Streit, Prügeleien und sogar zu Todesfällen kommt. Die Webseite blackfridaydeathcount.com verzeichnet für den Zeitraum 2006 bis 2021 17 Todesfälle und 125 schwere Verletzungen.
- Schwer zu glauben, aber wahr: Black Friday ist nicht der größte Shoppingtag, wenn man den weltweiten Vergleich macht. Obwohl der Black Friday in den USA und Europa unheimlich populär ist, verblasst er verglichen zum chinesischen Shoppingtag namens „Singles Day“, der noch weitaus umsatzstärker ist und ebenfalls von einem ursprünglich eintägigen auf ein mehrtägiges Event ausgeweitet wurde.
Kritik und Probleme rund um den Black Friday
Black Friday, Cyber Monday und die Cyber Week haben auch Schattenseiten. Eine Kritik ist, dass die Schnäppchen gar nicht so toll seien. Denn zwar wird mit großen Nachlässen geworben, oft bezieht sich das allerdings auf die sogenannte unverbindliche Preisempfehlung (oder UVP) und nicht den tatsächlichen Preis, der kurz vor Black Friday galt. Richtig gute Angebote seien hingegen rar und limitiert, wird bemängelt. Ähnlich wie bei den wöchentlichen Discounter-Angeboten seien nur geringe Stückzahlen richtig guter Schnäppchen am Black Friday verfügbar und daher schnell ausverkauft.
Ein anderes Problem sei die abnehmende Qualität der angebotenen Güter. Denn immer häufiger würden Produkte speziell für die Cyber Week produziert. Da sie zu einem geringeren Preis verkauft werden, seien sie auch minderwertiger im Vergleich zu Produkten, die das ganze Jahr hindurch zum Vollpreis im Handel zu finden sind.
Die günstigen Preise locken und verleiten viele, noch gut funktionierende Technik und andere Waren durch ein neueres Modell zu ersetzen. So landen unzählige brauchbare Smartphones, Laptops, Mixer, Haarföhne und andere Dinge des Alltags in der Ecke oder noch schlimmer im Müll. Generell ist der Konsum am Black Friday und Co. eine große Belastung für die Umwelt. Es wird immer mehr produziert, verpackt, versendet und transportiert, wodurch Emissionen und Müll entstehen und Ressourcen wie Wasser strapaziert werden.
Kein Wunder also, dass sich eine Gegenbewegung zum Black Friday gebildet hat. Mit dem „Buy Nothing Day“, der ebenfalls am gleichen Freitag abgehalten wird, soll das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Fakt, dass Konsum nicht glücklich macht, gestärkt werden. Einige Händler ziehen schon mit. Einer davon ist REI, ein großer Outdoor-Shop in den USA. Anstatt am Black Friday um Mitternacht zu öffnen, bleiben die REI-Geschäfte dankt der #OptOutside-Kampagne am Black Friday bewusst zu. Dadurch können alle REI-Mitarbeitenden den Brückentag mit ihren Liebsten draußen genießen, anstatt arbeiten zu müssen.