Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten ihre nächste Energierechnung mit einem flauen Gefühl im Magen. Wie hoch ist meine Energierechnung? Wie viel muss ich nachzahlen und wie hoch werden die neuen Abschlagszahlungen sein? Der folgende Ratgeber zeigt, was jeder gegen eine zu hohe Stromrechnung tun kann und mit welchen einfachen Maßnahmen hohe Kosten beim Strom nachhaltig gesenkt werden können.
Welche Möglichkeiten habe ich bei einer zu hohen Energierechnung?
Wenn die Abrechnung des Stromverbrauchs korrekt erfolgt ist und die eingetragenen Zählerstände den Tatsachen entsprechen, dann bleiben Verbraucherinnen und Verbrauchern verschiedene Möglichkeiten, mit denen ein zu hoher Energieverbrauch deutlich reduziert werden kann. Die meisten Maßnahmen zum Energiesparen sind sofort umsetzbar, sehr effektiv und kosten kein Geld.
Weniger Strom verbrauchen – die besten Spartipps im Überblick
Mit ein wenig Überlegung, der Änderung des eigenen Verhaltens an der ein oder anderen Stelle und eventuelle ein paar Investitionen lässt sich der Stromverbrauch im Handumdrehen deutlich reduzieren. Jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, spart bares Geld. Einfache und bewährte Tipps zur Reduzierung des Stromverbrauchs sind:
- Kochen und Braten mit Deckel
- Backen ohne Vorheizen
- mit wenig Wasser kochen
- Herdplatten früher abschalten
- Waschen ohne Vorwäsche
- Waschmaschine nur voll beladen laufen lassen
Wäsche mit 40 °C statt mit 60 °C waschen - Wäsche energiesparend trocknen
- Waschmaschine mit Warmwasseranschluss nutzen
- Temperatur im Kühl- und Gefrierschrank einstellen und kontrollieren
- Kühlschrank und Gefriertruhe regelmäßig abtauen
- Kühlschranktür schnell schließen
- Geschirrspüler nur bei voller Beladung laufen lassen
- Wassertemperatur bei Durchlauferhitzer und Untertischgerät reduzieren
- Elektrogeräte vollständig ausschalten / auf Standby-Betrieb verzichten
- Halogen und Energiesparlampen gegen LEDs tauschen
- Licht in Räumen ausschalten, die nicht genutzt werden
Energiesparen beim Kochen und Braten
In der Küche kann schon mit wenigen Handgriffen viel Strom eingespart werden. Töpfe und Pfannen sollten beim Kochen und Braten immer mit einem passenden Deckel abgedeckt werden. Bei verschiedenen Speisen können die Herdplatten abgeschaltet werden, bevor das Kochgut gar ist. Durch die Restwärme wird alles dennoch perfekt gegart. Beispielsweise bei der Zubereitung von Kartoffeln oder Gemüse. Ebenso kann die Wassermenge beim Kochen meistens deutlich reduziert werden. Dies spart zusätzlich Strom. In vielen Backrezepten steht, dass der Backofen vorgeheizt werden soll. Das ist in der Regel nicht erforderlich. Der Kuchen gelingt auch ohne vorgeheizten Backofen perfekt.
Wäsche energiesparend waschen und trocknen
Grundsätzlich sollte eine Waschmaschine immer nur dann eingeschaltet werden, wenn sie optimal gefüllt ist. Das gleiche gilt auch für den Geschirrspüler. Um noch mehr Energie zu sparen, sollte, wenn immer möglich, die Waschtemperatur von 60 °C auf 30 °C reduziert werden. Moderne Waschmittel sorgen auch bei niedrigen Temperaturen für perfekt saubere Wäsche. Wer die Möglichkeit hat, sollte seine Waschmaschine an den Warmwasseranschluss der Zentralheizung anschließen. Die Zentralheizung erwärmt Wasser deutlich günstiger als die Waschmaschine selbst. Beim Wäschetrocknen lässt sich am effektivsten Energie sparen, wenn die Wäsche anstatt im Trockner auf dem Wäscheständer oder der Wäscheleine im Garten getrocknet. Wäschetrockner verbrauchen sehr viel Strom.
Lebensmittel mit wenig Energie kühlen und einfrieren
Eine einfache Möglichkeit, beim Kühlen von Lebensmitteln im Kühlschrank Energie zu sparen, ist die Einstellung der richtigen Temperatur. 6 bis 7 °C sind kühl genug. Kälter muss es im Kühlschrank nicht sein. Für den Gefrierschrank oder die Gefriertruhe sind -18 °C optimal. Ein einfaches Thermometer hilft dabei, die Temperatur zu kontrollieren. Das regelmäßige Abbauen von Gefrierfächern im Kühlschrank und der ganzen Gefriertruhe reduziert den Stromverbrauch erheblich. Die Geräte müssen dann keine dicke Eisschicht zusätzlich stark kühlen. Ebenfalls ganz einfach und stromsparend bis das schnelle Schließen der Kühlschranktür oder der Tür vom Gefrierschrank. Je schneller die Türen wieder geschlossen werden, umso weniger Kälte kann entweichen und muss teuer wieder bereitgestellt werden.
Tipp: Warme Speisen erst abkühlen lassen, bevor sie in den Kühlschrank oder für die Gefriertruhe gestellt werden
Standby vermeiden – so geht es ganz einfach
In jedem Haushalt gibt es dutzende Elektrogeräte, die im Standby-Modus unbemerkt sehr viel Strom verbrauchen. Nicht nur die bekannten Stromfresser wie Fernseher, Soundbars, Mikrowellen oder Kaffeemaschinen fallen hier runter. Auch die meisten Waschmaschinen, Ladegeräte, Herde, Backöfen, Spülmaschinen und viele andere ständig mit dem Stromnetz verbunden Geräte verbrauchen im Laufe eines Jahres viel Strom, der ganz einfach eingespart werden kann.
Bei den meisten dieser Geräte kann auf den Standby-Modus verzichtet werden. Es dauert dann vielleicht ein wenig länger, bis sie ihren Betrieb aufnehmen, wenn sie eingeschaltet werden. Beim Fernseher, Soundbars, DVD-Playern ist es ein Leichtes, mithilfe einer schaltbaren Steckdosenleiste alle Geräte gleichzeitig vom Netz zu trennen, sodass der Standby-Modus vermieden wird. Auch Computer einschließlich Drucker und Monitor können so ganz bequem vollständig abgeschaltet werden. Bei Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kaffeemaschinen oder Mikrowellen muss dagegen oft der Stecker aus der Steckdose gezogen werden. Dies ist allerdings nur eine Frage der Gewohnheit. Durch das Vermeiden des Standby-Modus können je nach Anzahl der Geräte ca. 80 bis 120 Euro bei den Energiekosten eingespart werden.
Warmwasserbereitung – darf es etwas kühler sein?
Auch die Warmwasserbereitung mit einem Durchlauferhitzer oder einem Untertischgerät ist eine teure Angelegenheit, da diese Geräte Strom verbrauchen. Durch eine Reduzierung der Wassertemperatur auf 60 °C kann ein beträchtlicher Teil Strom eingespart werden.
Tipp: Weniger als 60 °C sollte die Wassertemperatur bei Durchlauferhitzern oder einem Untertischgerät aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht betragen. Unter 60 °C können sich bestimmte Krankheitserreger vermehren.
Energiesparen bei der Beleuchtung
Bei der Beleuchtung einer Wohnung oder eines Hauses lässt sich ebenfalls sehr viel Strom einsparen. Alleine der Austausch von alten Glühlampen, Halogen- und Energiesparlampen gegen LEDs bedeutet eine Stromeinsparung von bis zu 90 %. Auch wenn LEDs auf den ersten Blick relativ teuer sind, machen sie sich durch die hohen Einsparungen beim Strom sehr schnell bezahlt.
Ein erster Schritt, viel Strom im Haushalt zu sparen ist daher der Austausch der alten stromfressenden Leuchtmittel gegen LEDs. Wenn dann noch das Licht in Räumen, die nicht genutzt werden, konsequent ausgeschaltet wird, ist die Stromersparnis noch einmal deutlich höher. Wer keine dunklen Räume um sich herum mag, der kann mithilfe kleiner Lampen und energiesparender LEDs für genügend Helligkeit sorgen, ohne befürchten zu müssen, dass die Energierechnung zu teuer wird.
Info: Eine LED hat je nach Qualität eine Lebensdauer von 30.000 bis 50.000 Stunden. Dies entspricht ca. 20 bis 35 Jahren bei einer Einschaltzeit von 4 Stunden täglich.
Energiesparend in die Zukunft
Wer auch in Zukunft Energie sparen möchte, der sollte beim Kauf neuer Elektro-Großgeräte wie Kühlschrank, Waschmaschine oder auch Fernseher auf die Energieeffizienzklasse achten. Diese Klassen gibt es seit einigen Jahren und zeigen Verbrauchern, wie viel Energie ein Gerät durchschnittlich pro Jahr verbraucht. Geräte mit dem geringsten Energieverbrauch finden sich in Klasse A. Geräte mit dem höchsten Energieverbrauch landen in der Klasse G.
Wie setzt sich eigentlich der Strompreis zusammen?
Auf der Energierechnung steht fast immer nur ein Preis für eine Kilowattstunde Strom. Dies ist der mit dem Stromanbieter vereinbarte Arbeitspreis. Beispielsweise 30 Cent pro Kilogramm Stunde. Tatsächlich sind in diesem Preis mehrere Bestandteile enthalten. Die wichtigsten Komponenten, aus denen sich der Preis für den Strom zusammensetzt, sind:
- Steuern, staatliche Umlagen und Abgaben
- Anteil des Stromanbieters
- Netzentgelte
Die vom Staat erhobenen Steuern, Umlagen und Abgaben machen 29 % des von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu bezahlenden Strompreises aus. Hierzu gehören beispielsweise die Umsatz- und Stromsteuer, Konzessionsabgaben oder die Umlage nach § 19 der Strom-Netzentgeltverordnung.
Der Anteil des Stromanbieters am ausgewiesenen Strompreis beträgt 49 %. Diesen Betrag erhält
der Anbieter unter anderem dafür, dass er den Strom erzeugt oder beschafft sowie für seine Mitarbeiter, die Vertriebskosten und den Kundenservice.
Auf die sogenannten Netzentgelte entfallen die verbleibenden 22 % des Strompreises. Dieses Geld geht an die Netzbetreiber dafür, dass sie die Stromnetze betreiben, sie instand halten und gegebenenfalls erneuern oder erweitern. Gebühren für Betrieb und Wartung des Stromzählers und die Messung des Stroms sind ebenfalls enthalten. Netzentgelte sind für alle Stromanbieter in einem Netzgebiet durch den Gesetzgeber geregelt und gleich.
Übersicht der verschiedenen Energiearten – und welche am teuersten ist
In Deutschland wird elektrischer Strom mithilfe unterschiedlicher Technologien aus verschiedenen Energieträgern erzeugt. Die wichtigsten Energielieferanten in Deutschland sind:
- Atomkraftwerke
- Braunkohlekraftwerke
- Steinkohlekraftwerk
- Gaskraftwerk
- Wasserkraftwerke
- Windkraftanlagen an Land und auf See
- Solaranlagen auf Freiflächen und Gebäudedächern
- Biogasanlagen
In Deutschland sind Braunkohle und Steinkohle die traditionellen Energieträger für die Stromproduktion. Mit Kosten pro Kilowattstunde von 4,59 bis 7,98 Cent bei Braunkohle und ca. 6,27 bis 9,86 Cent bei Steinkohle sind die Kosten relativ gering. Dies gilt aber nur, wenn nur die reinen Produktionskosten für den Strom berücksichtigt werden.
Teurer ist die Stromgewinnung aus Erdgas mit 11,03 bis 21,94 Cent je nach Kraftwerks-Technologie. Deutlich günstiger sind mittlerweile die Gestehungskosten für Strom aus Solar-, Wind- und Wasserkraft mit ca. 3,71 bis 3,99 pro Kilowattstunde. Strom aus Kernenergie kostet wegen der staatlichen Subventionen ca. 3 Cent pro Kilowattstunde.
Bei diesen Preisen sind Kosten für die Umwelt oder beispielsweise für die Endlagerung von Atommüll nicht berücksichtigt. Würden diese Kosten mit eingerechnet, wäre Atomstrom beispielsweise nicht mehr bezahlbar und mam müsste sich sehe viel Gel leihen.