Studiengebühren – Wenn für Studieren Kosten entstehen

Grundsätzlich kann in Deutschland „kostenlos“ studiert werden, insofern es sich um eine staatlich anerkannte Hochschule handelt. Studieren ohne hohe Studiengebühren war aber nicht immer möglich. Am 26. Januar 2005 beschloss der Bundestag, die Festlegung der individuellen Studiengebühren den Bundesländern selbst zu überlassen.

Erstmals durften staatliche Hochschulen Studiengebühren erheben, zuvor fielen für Studenten lediglich Beiträge für die Semester an. Politisch wurde das Thema kontrovers diskutiert. Dies führte dazu, dass das Studieren an einer staatlich anerkannten Hochschule seit 2014 wieder kostenlos ist. Ausnahmen gelten, je nach Bundesland, für Langzeitstudierende, Teilnehmer von Aufbau- und Master-Studiengängen sowie für Gasthörer, also für Studierende einer anderen Hochschule.

Studiengebühren der einzelnen Bundesländer

Wo muss man am meisten fürs Studium zahlen?

Allgemeine Studiengebühren werden heute in keinem Bundesland mehr erhoben, lediglich der Semester-Beitrag muss pro Semester weiterhin beglichen werden. Manche Bundesländer in Deutschland erheben Gebühren für Langzeitstudien, für ein Zweitstudium sowie für Nicht-EU-Ausländer und weiterbildende Bachelor-Studiengänge. Gebühren für ein Langzeitstudium werden ab dem 10. bis 13. Hochschulsemester erhoben.

Bild einer großen Bibliothek
Was kostet Studieren in Deutschland?

Gebührenpflicht besteht ebenso für Studierende ab dem 55. Lebensjahr (Saarland) beziehungsweise ab dem 60. Lebensjahr (Rheinland-Pfalz und Thüringen). Als Nicht-EU-Ausländer gelten alle Studierenden, die nicht aus der EU stammen. Ausgenommen sind Studierende, die ihr Abitur in Deutschland gemacht haben. Folgende Übersicht zeigt auf, welche Gebühren in den einzelnen Bundesländern erhoben werden. Der jeweilige Betrag gilt pro Semester.

 

Übersicht der Studiengebühren der Länder

[table id=45 /]

 

Zusätzlich fallen in einigen Bundesländern Gebühren für ein weiterbildendes oder berufsbegleitendes Studium an:

  • Baden-Württemberg – rund 2.500 Euro
  • Bayern – 1.250 bis 2.500 Euro
  • Sachsen-Anhalt – rund 1.200 Euro

Für Nicht-EU-Ausländer werden außerdem in Baden-Württemberg (1.500 Euro) und Sachsen (optinal 1.800 Euro) erhoben.

Unterschiede zwischen staatlicher und privater Hochschule, Uni und Fachhochschule

Wo müssen Studenten keine Studiengebühren zahlen?

Immer mehr deutsche Studienanwärter entscheiden sich für ein Studium an einer privaten Hochschule. Laut Wissenschaftsrat studieren mittlerweile 5% der Studenten an einer privaten Universität. Nichtsdestotrotz unterscheidet sich die Studienorganisation staatlicher und privater Hochschulen mitunter erheblich voneinander.

Studieren an einer staatlichen Hochschule

An einer staatlichen Universität sitzen Studierende in der Regel mit vielen hundert Kommilitonen im Vorlesungssaal. Ein Großteil der Kurse ist theorielastig, der Praxisanteil gestaltet sich eher begrenzt. Von Vorteil ist, dass das Studium für gewöhnlich frei gestaltet werden kann. Es gibt viele Wahlmöglichkeiten und auf Wunsch können Studenten in fremde Fächer reinschnuppern. Da die Prüfungstermine zudem selbst gewählt werden können, lässt sich das Studium gut an die persönlichen Lebensumstände anpassen. An einer staatlichen Uni müssen in Deutschland keine Studiengebühren gezahlt werden.

Studieren an einer privaten Hochschule

Wer großen Wert auf praktische Erfahrungen legt, ist an einer privaten Hochschule beziehungsweise Fachhochschule in der Regel besser aufgehoben. Zum einen sind die Studiengruppen wesentlich kleiner, zum anderen verläuft das komplette Studium eher praxisorientiert. Desweiteren ist es meist einfacher, an einer privaten Hochschule angenommen zu werden als an einer staatlichen Universität.

Anstatt den Fokus auf die Abiturnote zu legen, setzen private Institutionen eine erfolgreiche Teilnahme an einem Assessment Center oder an einem Eignungstest voraus. Studienanwärtern mit weniger guten Noten kann es so gelingen, sich den gewünschten Studienplatz zu sichern. Von Nachteil ist, dass für ein Studium an einer privaten Hochschule meist zusätzliche Kosten erhoben werden. Wie hoch diese ausfallen, hängt von der jeweiligen Hochschule ab.

Wer zahlt Studiengebühren bei einem dualen Studium?

Wird ein duales Studium aufgenommen, fallen ebenso wie bei herkömmlichen Studiengängen Gebühren pro Monat oder Semester an. Im Falle eines dualen Studiums werden diese in der Regel vom Unternehmen getragen. Für die Übernahme der Studien-Kosten existieren verschiedene Modelle. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitgeber die vollständigen Studiengebühren übernimmt und zusätzlich ein Gehalt zahlt. Andere Unternehmen legen das Gehalt auf die Studiengebühren um, so dass sich der Student sich nicht um die Gebühren, dafür um seine Lebenshaltungskosten kümmern muss.

Häufig gibt es die Variante, dass sich Student und Unternehmen die Studiengebühren teilen. Die Aufteilung des Verhältnisses ist dabei von Firma zu Firma unterschiedlich. Viele Firmen bieten für das duale Studium abseits der Kostenübernahme Zuschüsse für Fahrtkosten oder Ähnliches an.

Zusammensetzung der Studiengebühren

Was beinhalten Studiengebühren und mit welchen Kosten muss man im Studium rechnen?

Studenten, die an einer staatlichen Universität oder Hochschule studieren, müssen regelmäßig einen Semester-Beitrag begleichen. Die Höhe dieses Beitrags richtet sich nach der jeweiligen Institution und kann von Jahr zu Jahr geringfügig variieren. Grundsätzlich setzt er sich aus dem Studentenwerks-Beitrag, dem Beitrag für das Semesterticket sowie einem Studierendenschafts-Beitrag zusammen. Gegebenenfalls kommen weiterhin Kosten für den Nahverkehr und die Bahn hinzu. Durchschnittlich muss mit Studien-Kosten zwischen 200 und 300 Euro pro Semester gerechnet werden. So kostet das Studieren an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 192,50 Euro pro Semester.

Finanzierungs-Möglichkeiten für’s Studium

Wie kann man Studium und Studiengebühren finanzieren?

Ein Studium kann mit erheblichen Kosten einhergehen, insbesondere dann, wenn an einer privaten Hochschule studiert wird. Dennoch sollte dies kein Grund sein, auf das Studieren zu verzichten. Aus diesen unterschiedlichen Quellen lässt sich ein Studium finanzieren.

Förderung durch BAföG

Zu einer der besten Formen, das Studium zu finanzieren, gehört die Inanspruchnahme von BAföG. Dabei handelt es sich nicht etwa um den Namen einer Ausbildungsförderung, sondern um ein zugrundeliegendes Gesetz. Das Bundes-Ausbildungs-Förderungs-Gesetzes ermöglicht es allen Abiturienten – unabhängig vom Einkommen der Eltern – zu studieren.

Im Wesentlichen handelt es sich um ein Darlehen, dass es dem Studierenden ermöglicht, Miete, Studiengebühren, Bücher, Fahrtkosten und Co. zu bezahlen. Die eine Hälfte kann somit als staatlicher Zuschuss angesehen werden, die anderen 50% als unverzinsliches Darlehen. Die BAföG-Rückzahlung beginnt in der Regel fünf Jahre nach dem Abschluss.

Doch längst nicht jeder Student gilt als förderungswürdig. Über den individuellen Anspruch auf Förderung entscheiden objektive Kriterien, beispielsweise das Einkommen der Eltern und die Art der angestrebten Ausbildung. Das Studium an einer Universität, Hochschule oder Fachhochschule wird grundsätzlich mit BAföG gefördert. allerdings nur, wenn der Studierende maximal 30 Jahre alt ist, die Eltern nicht in der Lage sind, das Studium zu finanzieren und regelmäßige Leistungsnachweise erbracht werden können.

Studiengebühren mit Stipendien finanzieren

Eine weitere Möglichkeit, das Studium zu finanzieren, stellt ein Stipendium dar. Stipendien müssen nicht zurückgezahlt werden und werden von bestimmten Stiftungen vergeben. Ziel der Stiftungen ist es, die akademische Bildung junger Menschen zu fördern. Zwar muss man mittlerweile kein Überflieger sein, um die Chance auf ein Stipendium zu bekommen, allerdings muss man sich als Student darum bemühen. Die Kriterien für die Vergabe eines Stipendiums sind unterschiedlich und gehen mit einem Bewerbungsverfahren einher. Generell werden in erster Linie Studenten gefördert, die sich sozial, politisch oder religiös engagieren und/ oder gute schulische Leistungen nachweisen können.

Studienkredite und Studiendarlehen

Auch mittels Studentenkredit ist die Finanzierung des Studiums möglich. Mit der damaligen Einführung der Studiengebühren etablierten sich erstmals auch Studienkredite, die die gesamten Lebensunterhaltskosten während des Studiums abdecken sollen. Studienbeitragsdarlehen dienen dagegen nur der Finanzierung der Studiengebühren, so dass ein Darlehen allein in der Regel nicht reicht, um Miete, Fahrtkosten und Co. zu begleichen.

Bevor tatsächlich ein Kredit in Anspruch genommen wird, sollten diverse Überlegungen getätigt werden. Beispielsweise wie hoch die monatliche Summe tatsächlich ausfallen muss, damit alle anfallenden Kosten zuverlässig beglichen werden können. Wurde der Kreditvertrag einmal abgeschlossen, folgt die Auszahlungsphase, in der die Bank monatlich den jeweils festgelegten Betrag auf das Bankkonto des Studierenden überweist. Nach Abschluss des Studiums folgt die Karenzphase, in der die zuvor vereinbarten Zinsen, nicht aber der eigentliche Betrag zurückgezahlt wird. Erst dann, wenn der Student im Berufsleben angekommen ist, muss der Kredit einschließlich aller noch ausstehenden Zinsen nach und nach zurückgezahlt werden.

Bildungsfonds

Eine relativ neue Variante der Studienfinanzierung sind die sogenannten Bildungsfonds, die erstmals an privaten Hochschulen ins Leben gerufen wurden. Die Fonds übernehmen während des Studiums die jeweiligen Studiengebühren und Lebenshaltungskosten, diese müssen nach Ablauf des Studiums zurückgezahlt werden. In der Praxis gestaltet sich die Rückzahlung so, dass der ehemalige Student einen festen Teil seines monatlichen Einkommens an den Fond zurückzahlt. Da der Student vom Fond als Wertanlage angesehen wird, profitieren insbesondere Studenten mit marktverträglichen Studiengängen und guten beruflichen Aussichten von der Inanspruchnahme eines Bildungsfonds.

Studium und Studiengebühren mit Nebenjob finanzieren

Reicht das Geld trotz staatlicher Unterstützung nicht aus, um das Studium komplett zu finanzieren, bleibt die Möglichkeit, sich einen zusätzlichen Minijob zu besorgen. Auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung verdient ein Student in der Regel 450 Euro im Monat. so dass die Nebenbeschäftigung lediglich als finanzielle Ergänzung gesehen werden kann. Insofern im Rahmen eines Minijobs nicht mehr als 450 Euro verdient werden, sind diese steuerfrei.

Bezüglich der Steuer gibt es bei einem Studentenjob eine Verdienstgrenze: Werden neben dem Studium mehr als 20 Stunden pro Woche gearbeitet oder mehr als 450 Euro verdient, ist das Einkommen steuerpflichtig. Der Student benötigt in dem Fall eine Lohnsteuerkarte und ist rentenversicherungspflichtig. Einkommenssteuer muss allerdings erst ab einem Einkommen von über 898 Euro gezahlt werden.

Studiengebühren steuerlich absetzen

Kann man durch die Steuer Geld sparen?

Wird während des Studiums nichts oder nur wenig verdient, kann durch das Abgeben einer Steuererklärung trotzdessen einiges an Geld gespart werden. Dazu müssen die Studienkosten als Verlust beim Finanzamt geltend gemacht werden, denn dann müssen in den ersten ein bis zwei Berufsjahren wesentlich weniger Steuern gezahlt werden. Begünstigt sind jedoch in der Regel ausschließlich Erststudenten mit abgeschlossener Berufsausbildung, Studenten, die berufsbegleitend studieren, Studenten im Zweitstudium sowie Doktoranden.

Studiengebühren im Ausland

Ist das Studieren im Ausland günstiger?

Für viele Studenten ist es ein Traum, im Ausland zu studieren. Grundsätzlich gibt es durchaus Länder, in denen günstiger als in Deutschland studiert werden kann. Allerdings muss in dem Fall gegebenenfalls mit zusätzlichen Reisekosten oder höheren Lebensunterhaltskosten gerechnet werden. Das Marktforschungsunternehmen ValuePenguin fand heraus, dass Guatemala, Indien und Mexiko günstige Länder für Studenten sind. Mit wesentlich höheren Kosten muss dagegen in Ländern wie Norwegen, der Schweiz und Singapur gerechnet werden.