Gehaltsverhandlung – Gewappnet für das Gespräch um mehr Geld

Die Themen Geld und Gehalt gelten in unserer Gesellschaft als Tabuthemen. Die Barriere über das eigene Gehalt zu sprechen besteht nicht nur im privaten Kreis, sondern auch im Job. Dementsprechend ist eine Gehaltsverhandlung für viele ein Gräuel und werden zu Ungunsten der eigenen Karriere entweder aufgeschoben oder unterlassen. Es spielt keine Rolle, ob das Gehaltsgespräch während der Bewerbung im Vorstellungsgespräch oder nach der Probezeit aufgenommen wird.

Gehaltserhöhungen sind notwendig, um gut verdienen zu können und beruflich voran zu kommen. Nebenbei gleicht sich dadurch die Inflation aus. Wer sich nicht traut, nach dem Gehaltsgespräch zu fragen, verschenkt die Chance auf zusätzliche Leistungen oder den ein oder anderen Euro mehr.

Das Wissen um die nötigen Tricks und Regeln bei einer Gehaltsverhandlung ist Voraussetzung für den Erfolg. Einige Tipps zur richtigen Zeit der Gehaltsverhandlung oder den Umfang einer zusätzlichen Leistung haben wir für Sie zusammengetragen.

Gute Vorbereitung auf Gehaltsverhandlungen

Jeder Arbeitnehmer, der mit seinem Vorgesetzten über das Gehalt sprechen will, sollte sich bestens auf das Gespräch vorbereiten. Forderungen und Wünsche müssen im Gehaltsgespräch mit Argumenten und erbrachten Leistungen untermauert werden. Der bloße Wunsch nach mehr Geld wird dem Chef nicht genügen.

Welche Leistungen hat der Arbeitnehmer für das Unternehmen erbracht?

Welche Fragen und Probleme konnten in seiner Zeit in der Firma gelöst werden?

Welchen Mehrwert hat der Arbeitnehmer für die Firma?

Wie wird dieser Mehrwert in der Zukunft aussehen?

Der Arbeitgeber soll während der Gehaltsverhandlung erkennen, dass der Arbeitnehmer einen großen Nutzen für das Unternehmen besitzt.

Hinweis

Niemals unvorbereitet in die Gehaltsverhandlung gehen!

Argumente sammeln, warum die eigene Arbeit mehr wert ist und in Zukunft mehr wert haben wird.
Gute Ideen und Verbesserungsvorschläge für die Zukunft sind ebenfalls Teil des Gehaltsgesprächs. Durch Tipps zur Steigerung der Produktivität oder Qualität zeigt der Arbeitnehmer, dass er die richtige Investition in die Zukunft der Firma darstellt. Es ist sinnvoll, sich im Voraus eine Liste mit den geleisteten Erfolgen der vergangenen zurechtzulegen.

Zu möglichen Argumenten für ein höheres Gehalt zählen:

  • Erfolg der eigenen Projekte
  • Gewinnungen neuer Kunden
  • umgesetzte Ideen
  • zusätzliches Engagement

Ein Hauch Psychologie bei der Gehaltsverhandlung

Während der Gehaltsverhandlung ist auch eine gekonnte Rhetorik gefragt. Es kann zum Beispiel hilfreich sein, statt von einer Gehaltserhöhung von einer Gehaltsanpassung zu sprechen. Dies kann tatsächlich psychologisch eine Wirkung auf den Vorgesetzten haben. Es wird suggeriert, dass das aktuelle Gehalt nicht den Fähigkeiten und dem Wissen des Arbeitnehmers entspricht. Eine Anpassung des Gehalts an seine Leistung ist die logische Schlussfolgerung.

Mann mit Anzug und verschränkten Armen

Wann eine Gehaltserhöhung fordern?

Existiert ein jährlich oder halbjährlich stattfindendes Mitarbeitergespräch, kann dieses für die Gehaltsverhandlung genutzt werden. Das Ansetzen eines eigenen Termins verfällt in diesem Fall.

Bietet das Unternehmen keine regelmäßigen Mitarbeitergespräche an, kann der Arbeitnehmern das Gehaltsgespräch einfordern. Es ist zu beachten, dass Gehaltsverhandlungen nicht jedes Jahr geführt werden. Wer seit zwei oder drei Jahren keine Gehaltsanpassung mehr erfahren hat, sollte seinen Chef um ein passendes Gespräch ersuchen. Es ist das gute Recht jedes Arbeitnehmers, diese Forderung auf eine Gehaltsverhandlung zu stellen.

Ein ungünstiger Zeitpunkt für das Ansetzen einer Gehaltsverhandlung besteht bei Rückschlägen oder finanziellen Engpässen des Unternehmens. Dies schlägt auf das Gemüt des Chefs und spiegelt sich in seinen Entscheidungen wider. Eine positive Resonanz auf den Wunsch nach mehr Gehalt ist unwahrscheinlich.

Mitarbeiter, die eine Gehaltsverhandlung ansetzen wollen, sollten die Laune des Vorgesetzten bei der Wahl der richtigen Zeit miteinbeziehen. Wurde kürzlich ein Projekt positiv abgeschlossen, das einen großen Erfolg erzielt hat? Ist der Chef am Nachmittag bei besserer Laune, als am Morgen? Sogar das Wetter kann unbewussten Einfluss auf den Ausgang einer Gehaltsverhandlung nehmen. Auf die richtige Zeit zu warten und auf kleine Details zu achten, ist im Vorfeld eines Gehaltsgesprächs Gold wert.

Tipps für den idealen Zeitpunkt zur Gehaltsverhandlung:

  • Letzte Gehaltserhöhung liegt mindestens zwei Jahre zurück
  • Firmenkonjunktur ist positiv
  • Tagesform des Chefs miteinbeziehen

Bei Gehaltsverhandlung Selbstbewusstsein an den Tag legen

Eine gute Argumentation hinsichtlich der erbrachten Leistungen im Job reicht für einen positiven Verlauf einer Gehaltsverhandlung nicht aus. Ebenso wichtig gestaltet sich ein selbstbewusstes Auftreten des Mitarbeiters. Es kommt nur dann zu einer erfolgreichen Verhandlung, wenn der Arbeitnehmer von sich und seinem Anliegen überzeugt ist. Schüchternheit und Unsicherheiten sind fehl am Platz. Agieren Sie nicht wie ein Bittsteller, indem Sie nach dem bestehenden Budget fragen oder Ihr Unwohlsein im Bezug auf eine Gehaltsforderung äußern. Ein solches Verhalten stärkt die Machtposition des Gegenübers und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung auf Gehaltserhöhung.

Mit einem selbstbewussten Auftreten dagegen unterstreichen Arbeitnehmer ihre zurechtgelegten Argumente. Der Vorgesetzte wird schneller von der Notwendigkeit einer Gehaltserhöhung überzeugt.

Tipps in der Gehaltsverhandlung:

  • Balance finden: nicht zu nett, nicht zu fordernd auftreten
  • Überzeugung an den Tag legen
  • Beziehungen nutzen
  • positive Aspekte und Leistungen hervorheben

In der Gehaltsverhandlung ist es zweitrangig, ob sich das persönliche Verhältnis von Chef und Mitarbeiter positiv gestaltet. Nicht Nettigkeiten stehen im Vordergrund, sondern die klare Darlegung der gewünschten Forderung.

Ein „guter Draht“ zum Chef kann sich bei der Gehaltsverhandlung trotzdem positiv auswirken. Es kann zudem förderlich sein, den Wohlfühl-Faktor im Unternehmen und die Motivation bezüglich der Position und künftiger Aufgaben zu erwähnen. Vermeiden sollten Sie Vergleiche zu den Gehältern von Kollegen, da eine solche Argumentation schnell abgeschmettert werden kann. Der Mitarbeiter sollte sich in der Gehaltsverhandlung auf seine eigenen Stärken konzentrieren.

Cool bleiben bei Verhandlung ums Gehalt

Oberstes Gebot bei Gehaltsgesprächen ist es, die Ruhe zu bewahren. Arbeitnehmer sollten sich im Klaren darüber sein, dass der Chef im Vorfeld die Höhe der potentiellen Gehaltserhöhung errechnet hat.

Je nach Verlauf des Gesprächs wird er entscheiden, ob sich der Arbeitnehmer gegebenenfalls mit weniger zufrieden gibt. Ein nervöser Gesprächspartner wird weniger Aussicht auf Erfolg haben, als ein gelassenes und selbstbewusstes Gegenüber. Besonders zum Ende der Gehaltsverhandlung ist es wichtig, das Tempo „herauszunehmen“ und das Gespräch ruhig ausklingen zu lassen.

Zusätzliche Tipps bei Gehaltsverhandlungen:

  • inhaltslose und unpassende Themen vermeiden, auch bei aufkommendem Schweigen
  • durch (dezente) Spiegelung von Gestik, Mimik, Wortwahl, Sprechtempo etc. unbewusst das Vertrauen des Gegenübers gewinnen

Welche Höhe ist für ein neues Gehalt angemessen?

Um die Gratwanderung zwischen einer unverschämten und einer zu geringen Gehaltserhöhung zu meistern, sollte vorher über Umfang der Gehaltsanpassung klar sein. Ein wichtiger Tipp: Das erste Angebot sollte vom Arbeitnehmer kommen. Wer eine Zahl vom Chef auf dem Tisch liegen hat, wird es schwer noch schaffen, diese in die Höhe zu korrigieren.

Die zuerst genannte Summe muss dementsprechend in angemessenem Maß über der eigentlichen Vorstellung liegen. Bei einer Korrektur der gewünschten Gehaltserhöhung nach unten muss der Arbeitnehmer in diesem Fall keine Abstriche seiner Vorstellung machen.

Beim Erfüllen sämtlicher Voraussetzungen ist eine Erhöhung des Gehalts im Rahmen von 3 bis 5 Prozent üblich. In manchen Fällen können besonders erfolgreiche Mitarbeiter in der Gehaltsverhandlung 10 Prozent mehr Geld aushandeln. Strebt ein Arbeitnehmer mehr Geld an, sollte er sich über realistische Gehälter in seiner Branche und Berufsgruppe informieren. Dazu stehen Tabellen in Internet oder Zeitschriften zur Verfügung.

Möglichkeiten bei einer Gehaltserhöhung: Geld oder Arbeitgeberleistungen

Ist der Chef in keinster Weise zu einer Gehaltserhöhung zu bewegen, ist dies kein Grund zur Resignation. Der Arbeitnehmer kann anstelle eines höheren Gehalts andere zusätzliche Leistungen vorschlagen. Steuerfreie oder steuerbegünstigte Arbeitgeberleisstungen können beispielsweise sein:

  • Firmenwagen
  • besseres Telefon
  • Übernahme von Benzin- oder Bahnkosten
  • mehr Urlaubstage
  • Fortbildungen
  • Gesundheits- und Altersförderung

Solche Arbeitgeberleistungen haben den Vorteil, dass der Arbeitnehmer deren vollen Wert nutzen kann. Bei einer Gehaltserhöhung müssen dagegen Steuern und Versicherungen abgezogen werden.

Ergebnis einer Gehaltsverhandlung

Eine Entscheidung in der Gehaltsverhandlung sollte idealerweise auf objektiven und für beide Seiten nachvollziehbaren Argumenten und Fakten beruhen. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit einem positiven Gefühl aus der Gehaltsverhandlung gehen.

Ein Gehaltsgespräch darf nie unter Zeitdruck stattfinden. Wenn der Chef sagt, dass er in 15 Minuten dringend los muss, dann ist es sinnvoll, eine Vertagung des Gesprächs vorzuschlagen. Am Ende eines Gesprächs sollten nach Möglichkeit beide Seiten das Gefühl haben, dass alles Relevante angesprochen wurde. Unausgesprochenes verursacht nur schlaflose Nächte und Unzufriedenheit.

Um den Verlauf und das Ergebnis der Gehaltsverhandlung später besser nachvollziehen zu können, ist die Führung eines kurzen Protokolls hilfreich. Der Arbeitnehmer kann sich so auf Aussagen des Chefs beziehen oder die Stichpunkte für spätere Gespräche nutzen.

Tipp: Hängen Sie Ihren Erfolg bei einer positiven Gehaltsverhandlung nicht an die große Glocke. Es besteht die Gefahr, dass Sie mit der Erhöhung Zwietracht zwischen den Mitarbeitern säen und Nachfragen beim Vorgesetzten verursachen. Dieser wird sich künftig überlegen, leichtfertig Gehaltserhöhungen zu verteilen.

Vorteile von Zusatzqualifikationen bei der Gehaltsverhandlung

Zusätzliche Qualifikationen sind ein neutraler Vorteil, den sich jeder aneignen kann, um ihn in den Gehaltsverhandlungen anzubringen. Das Erlernen einer Sprache oder die Teilnahme an Seminaren sind gute Argumente zur Rechtfertigung einer Gehaltsanpassung. Es spielt keine Rolle, ob die Zusatzqualifikationen im Rahmen des Berufs oder auch privat erlangt wurden.

Tipps für Zusatzqualifikationen im Überblick:

  • Weiterbildung
  • neu erlangte Sprachkenntnisse
  • Besuchen von Seminaren
  • außerbetriebliches Engagement

Das Engagement in der Firma und die Anwesenheit bei außerberuflichen Aktivitäten wird von vielen Chefs als positiv bewertet. Wer nie an Geburtstagen, gemeinsamen Essen oder Mittagspausen teilnimmt, wird als schlecht integriert wahrgenommen, was auch der Chef hört und sieht.