Statistisch gesehen stehen Autos deutlich mehr als sie fahren. Aus diesem Grund wird Carsharing vor allem in Großstädten beliebter. Doch nicht jeder ist der Typ für das Auto auf Zeit. Ob sich ein eigener Wagen oder Carsharing lohnen, hängt nicht nur von den persönlichen Ansprüchen ab, sondern auch der jährlichen Fahrleistung. Wer sich für das System entscheidet, kann gegenüber dem eigenen Fahrzeug über 1.000 Euro im Jahr sparen.
Carsharing: Begriff und Funktionsweise
Wie funktioniert Carsharing?
Ein eigenes Auto kann ins Geld gehen. Neben den Anschaffungskosten müssen Steuern, Versicherung, Werkstatt, die Ab- oder Anmeldung der Karosserie, Zusatzausrüstung wie Kindersitz oder Winterreifen und regelmäßig der TÜV bezahlt werden. Dabei ist das Auto noch nicht betankt. Diese Kosten entstehen auch, wenn das Auto überhaupt nicht benutzt wird. Statistisch gesehen steht in Deutschland ein Auto zu 95 Prozent seiner Lebensdauer ungenutzt am Straßenrand. Carsharing, das flexible Mieten eines Fahrzeugs über einen bestimmten Zeitraum, wird daher immer häufiger in Ballungsgebieten genutzt. 2017 wurde der Service an 597 Orten in Deutschland angeboten. Die Kunden sind dabei hauptsächlich junge Menschen, die ohne allzu viele Verpflichtungen mobil sein möchten.
Meist stehen unterschiedliche Fahrzeuggrößen zur Auswahl. Neben Kleinwagen und Limousinen können auch Transporter geliehen werden, was Carsharing bei kostspieligen Umzügen praktisch macht. Wer registriert ist, hat oft eine Chipkarte oder eine entsprechende App auf dem Smartphone, mit der sich das Auto öffnen lässt. Manchmal befinden sich auch Schlüsselboxen an der Anmietstation. Nach der Fahrzeugrückgabe wird dem Kunden der Betrag vom Konto abgebucht. Verrechnet werden Zeit und ein Anteil an den gefahrenen Kilometern. Carsharing ist deutlich praktischer im Alltag als eine Autovermietung, denn die Autos können stundenweise genutzt werden und sind oft an Standpunkten in der Nähe des eigenen Hauses postiert.
Welche gängigen Voraussetzungen sind für die Nutzung zu erfüllen?
Wer Carsharing nutzen möchte, muss über eine gültige Fahrerlaubnis aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) verfügen. Manche Anbieter haben als Mindestalter für die Aufnahme 18 Jahre angesetzt, bei anderen beträgt die Altersgrenze 21 Jahre. Oft muss der Führerschein ein Jahr oder länger im Besitz sein. Die einzelnen Anbieter arbeiten fast alle nach demselben Prinzip. Auf deren Internetpräsenz erfolgt die Registrierung mit Name, Adresse, Führerscheindaten und Bankverbindung. In der Regel muss die Fahrerlaubnis in einem der Büros der Carsharing-Firma vorgezeigt werden, meist wird danach die Kundenkarte ausgestellt, die es ermöglicht, die Autos zu öffnen.
Welche Organisationsmodelle gibt es?
Besonders zwei Varianten des Carsharing sind überall anzutreffen. Stationsbasiertes Carsharing bedeutet, dass die Autos auf einem festgelegten Parkplatz stehen. Dort nehmen die Kunden das Fahrzeug in Empfang und bringen es zurück. Meistens ist es möglich, sich ein Auto schon mehrere Wochen im Voraus für den Wunschtermin zu buchen. Allerdings muss der Weg zur Station organisiert werden, weshalb stationsbasiertes Carsharing sich besonders für Nutzer eignet, die sporadisch, aber zu spezifischen Zeiten ein Auto benötigen.
Beim Free Floating stehen die Autos über die ganze Stadt verteilt und Kunden orten die Fahrzeuge mit ihrer App. Nicht jeder Anbieter ermöglicht bei diesem Modell eine Reservierung. Das bedeutet, dass Free Floating sich nicht eignet, wenn verlässlich ein Auto zu einem bestimmten Termin benötigt wird. Am Schluss bleibt das Auto dort stehen, wo die Fahrt endet.
Viele Anbieter kombinieren beiden Prinzipien beim Carsharing. Im Programm befinden sich dann buchbare Fahrzeuge in der Station sowie Fahrzeuge im Stadtbereich für die spontane Nutzung. Aktuell wird dieses Kombimodell in Frankfurt am Main, Mannheim, Heidelberg, Hannover, Kiel und Osnabrück praktiziert. Mittlerweile drängen neue Konzepte auf den Markt.
Beim Peer-to-Peer Carsharing bieten Privatleute ihre Autos zum Teilen an. Autobesitzer und potenzielle Mitnutzer kommen über das Internet über spezielle Plattformen in Kontakt. Einen Rahmenvertrag wie bei anderen Anbietern gibt es nicht. Ein großer Nachteil ist, dass der Fahrzeugbesitzer jederzeit entscheiden kann, das Auto doch nicht zu teilen oder den Zugang zum Fahrzeug verweigert. Ein Test der Stiftung Warentest bei Anbietern von Peer-to-Peer Carsharing zeigte, dass durchschnittlich 22 Anmietversuche notwendig sind, bis eine Autofahrt zustande kommt. Die Anbieter wissen um die Störanfälligkeit des Modells und arbeiten an ihren Geschäftsmodellen.
Das Ride Sharing ist kein Carsharing. Hier werden Mitfahrgelegenheiten in Privatautos angeboten. Die Verfügbarkeiten der Fahrzeuge sind nicht vorhersehbar. Wer eine stark frequentierte Strecke oder eine Mitfahrgelegenheit zur Arbeit möchte, kann bei dieser Form des Carsharings Glück haben.
Vor- und Nachteile
Welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch das Carsharing?
Carsharing hat viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Ein Überblick:
Pro: Keine Kosten für die Anschaffung
Die Anschaffung eines Autos strapaziert den Geldbeutel. Ein normaler Mittelklassewagen ohne Extras schlägt meist mit 20.000 Euro zu Buche. Bei Carsharing entstehen derartige Kosten nicht. Gezahlt wird nur die Nutzung sowie ein geringer Mitgliedsbeitrag.
Pro: Keine Wartung oder Reparatur
Es fallen keine Werkstattbesuche mehr an. Diese Verpflichtung obliegt der Firma. Befindet sich das bevorzugte Fahrzeug bei der Inspektion, gibt es weitere Autos, auf die zurückgegriffen werden kann.
Pro: Verteilung der Fixkosten auf alle Nutzer
Die Kosten für ein Fahrzeug werden gleichmäßig auf alle Nutzer umgelegt. Außer der Nutzungsgebühr fallen keine weiteren Kosten an und Überraschungen wie hohe Werkstattkosten oder teure Ersatzteile bleiben aus.
Pro: Nutzung neuer Autos, Nutzung verschiedener Modelle
Heute ein Elektroauto, morgen eine Limousine und für das Wochenende einen schnittigen Sportwagen – mit Carsharing herrscht Abwechslung am Lenkrad, denn aus dem Angebot des Unternehmens kann frei gewählt werden, was verfügbar ist. Plus: Der Fuhrpark muss aktuell gehalten werden, um konkurrenzfähig zu sein. Das garantiert Autos auf dem neuesten Stand der Technik.
Pro: Stellplätze
Am Ende der Fahrt gibt es keine nervenaufreibende Suche nach einem Parkplatz. Denn abgestellt wird das Auto auf dem Gelände des Anbieters. Auch die Miete für einen Garagenplatz entfällt. So kostet die Miete einer Tiefgarage in München schon einmal 300 Euro im Monat.
Pro: Umweltschutz
Carsharing ist nachhaltig, denn im Schnitt teilen sich 15 bis 20 Nutzer ein Auto. Die meisten Menschen leihen für mittlere oder lange Strecken einen Wagen, wodurch die Umweltbelastung minimiert wird.
Pro: Nutzung ist effizient
Ein Auto steht im Schnitt 23 Stunden pro Tag. Das kostet seinen Besitzer eine Menge Geld. Bei einem großen Fahrzeugmodell können das rund 500 Euro im Monat für alle Kosten sein. Autos, die mit Carsharing gefahren werden, sind immer unterwegs und dadurch gut ausgelastet.
Kontra: Eingeschränkte Unabhängigkeit
Carsharing ist etwas für Menschen, die flexibel sind, aber gleichzeitig langfristig planen. Denn damit ein Auto verfügbar ist, muss reserviert werden. Unter Umständen ist das Wunschfahrzeug bereits vergeben, weshalb umdisponiert werden muss. Um zu den Stationen zu gelangen, muss ein Anfahrtsweg einkalkuliert werden. Spontane Menschen setzen daher besser auf den eigenen Wagen.
Kontra: Nichts für auf dem Land
Die Anbieter konzentrieren sich auf den großstädtischen Raum. Auf dem Land sieht es eher düster aus. Wenn es ein Angebot gibt, stehen oft nur wenige Fahrzeuge zur Verfügung. Um an eines heranzukommen, muss ein Anfahrtsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln einkalkuliert werden. Diese fahren in ländlichen Gebieten teilweise weniger frequentiert. Das kann die besten Vorsätze zum nachhaltigen Carsharing zunichtemachen.
Kontra: Kein Statussymbol
Wenn das Auto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel darstellt, ist Carsharing weniger geeignet. Denn Fahrzeuge, die sich mehrere Menschen teilen, taugen nicht als Statussymbol. Ist der Fuhrpark ausgelastet und nur ein Smart für die Fahrt übrig, können Autonarren enttäuscht sein. Wer ein emotionales Verhältnis zu Autos hat, spart besser auf den eigenen Wagen.
Kontra: Keine Lösung für Pendler
Die Berechnung erfolgt über die Nutzungsdauer. Um zur Arbeit zu fahren, eignen sich Fahrgemeinschaften, die Bahn oder der eigene Wagen deutlich besser.
Für wen lohnt sich Carsharing?
Carsharing lohnt sich für alle, die in ein eigenes Auto nicht investieren können. Unabhängig davon, ob Student, Freiberufler oder Angestellter – entscheidend ist, wie viele Kilometer pro Jahr gefahren werden. Sind das um die 5000 km im Jahr, können mit Carsharing gegenüber dem eigenen Auto 900 bis 1500 Euro eingespart werden. Bis 10.000 km Fahrleistung pro Jahr lohnt sich Carsharing. Wer um die 15.000 km fährt, sollte gut vergleichen, ob sich das eigene Fahrzeug rentiert.
Preisgestaltung
Wie teuer ist Carsharing?
Die Preisgestaltung der einzelnen Anbieter ist unterschiedlich. Die meisten berechnen einen Stundensatz, der zwischen einem und fünf Euro liegt. Hinzu kommen die Kosten von 15 bis 25 Cent pro gefahrenem Kilometer. Andere haben einige Freikilometer inklusive. Daneben ist es auch möglich, ein Auto für den ganzen Tag zu reservieren. Hierfür fallen, abhängig vom Anbieter, Kosten zwischen 25 und 50 Euro an. Unter dem Strich lässt sich sagen, dass ein Kleinwagen mit Carsharing und einer Fahrleistung von 3000 km pro Jahr monatlich um die 96 Euro kostet, der eigene Wagen wäre mit Fixkosten von 250 Euro zu veranschlagen. Wer eine Fahrleistung von 5000 km pro Jahr hat und einen Kompaktwagen möchte, zahlt für das eigene Auto monatlich 420 Euro, mit Carsharing wären es 350 Euro.
Wie können eventuelle Mehrkosten finanziert werden?
Wer sich für Carsharing entscheidet und gleich loslegen will, muss eine Anmeldegebühr und manchmal auch eine Kaution zahlen, die der Absicherung gegen selbstverschuldete Unfälle dient. Sie beträgt in der Regel zwischen 200 und 350 Euro. Wenn noch weitere Investitionen die Haushaltskasse belasten, kann ein vorübergehender finanzieller Engpass auftreten. Abhilfe schafft in diesem Fall dann ein Schnellkredit oder auch ein Blitzkredit den Sie online aufnehmen können. Die Rückzahlung kann in einer oder maximal sechs Monatsraten erfolgen.
[table id=118 /]Besonderheiten
Was sollte bei einem Unfall beachtet werden?
Ein Unfall mit einem Wagen, der einem Carsharing-Unternehmen gehört, muss wie beim eigenen Auto abgewickelt werden. Zunächst gilt es, die Unfallstelle abzusichern, Erste Hilfe zu leisten und Rettungskräfte sowie die Polizei zu informieren. Da es sich nicht um das eigene Fahrzeug handelt, sollte auch bei sogenannten Bagatellschäden die Polizei hinzugezogen werden. Danach sollte umgehend die Firma informiert werden, die Servicenummer ist in der Regel rund um die Uhr erreichbar. Mit dem Mitarbeiter ist das weitere Vorgehen zu besprechen. Oft liegen im Auto Anweisungen, wie bei einem Unfall zu verfahren ist. Auf keinen Fall sollte ein Schuldeingeständnis unterschrieben werden. Das Unfallprotokoll darf nur den Unfallhergang dokumentieren. Beweise in Form von Fotos von der Unfallstelle und den Schäden am Fahrzeug helfen später, den Schaden korrekt abzuwickeln. Handelt es sich um einen Schaden am Fahrzeug, bei dem kein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt war, muss sofort die Carsharing-Firma kontaktiert werden. Je nach Anbieter ist die Höhe der Selbstbeteiligung bei einem Unfall zu beachten.