Verschiedene Geldanlagen ebnen den privaten Haushalten den Weg in eine finanziell sichere und unabhängige Zukunft. Dabei ist es wichtig, zwischen finanziellen Rücklagen und langfristiger Vermögensbildung zu unterscheiden. Rücklagen dienen dazu, einen unerwarteten finanziellen Engpass zu beseitigen. Dagegen ist die langfristige Vermögensbildung auf die Alterssicherung ausgerichtet. Denn die gesetzliche Rente reicht kaum aus, um den Ruhestand entsprechend des bisherigen Lebensstils zu gestalten.
Wozu werden finanzielle Rücklagen gebraucht?
Unerwartete Kosten werden aus den verschiedensten Gründen wirksam. Ein Blechschaden, eine defekte Waschmaschine, der Verlust des Arbeitsplatzes, ein Rechtsstreit, ein Notfall in der Familie und viele weitere Ereignisse führen dazu, dass der Bedarf an Kapital plötzlich zunimmt. Solche Situationen lassen sich weder voraussehen noch maßgeblich beeinflussen. Auch Schwankungen bei den Preisen für Strom, Gas und Öl sowie Mietsteigerungen führen zu einem vorübergehenden Kapitalmangel. Wer nicht in ausreichendem Umfang über liquide Mittel verfügt, ist zu einem kurzfristigen Kredit gezwungen. Mit finanziellen Rücklagen sind mehrere Vorteile verbunden:
Der Verbraucher spart zusätzliche Kreditzinszahlungen
Das Risiko einer Überschuldung wird gemindert
Der Sparer erhält eine (geringe) Verzinsung
Zeitliche Ressourcen für die Anbahnung eines Kredits werden gespart
Wie viel soll gespart werden?
Verschiedene Strategien eignen sich, um finanzielle Rücklagen in einer vernünftigen Höhe zu bilden.
50-30-20 Regel
Eine bekannte und bewährte Empfehlung zur Absicherung vor unerwarteten Ausgaben ist die 50-30-20-Regel. Demzufolge sind 50 Prozent des Nettoeinkommens für laufende Kosten (z. B. Miete, Versicherungen, Zeitungsabo) vorgesehen und 30 Prozent für Freizeitaktivitäten. Die übrigen 20 Prozent werden als Reserve auf die Seite gelegt. Je nach der finanziellen Situation und dem persönlichen Lebensstil kann es begründet sein, einen größeren oder etwas kleineren Anteil für die Rücklage zu nutzen.
Um den bestmöglichen Überblick über das angesparte Geld zu behalten, ist es sinnvoll, das Geld jeden Monat auf ein gesondertes Sparkonto zu überweisen. Falls diese Größenordnung überhaupt nicht realisierbar ist, dann ist eine Rücklage von fünf Prozent besser als nichts.
3 bis 6 Monatsnettoeinkommen zurücklegen
Viele Finanzexperten empfehlen, einmalig einen Geldbetrag im Umfang von 3 bis 6 Nettomonatsgehälter auf die Seite zu legen. Die sinnvolle Höhe innerhalb dieser Bandbreite hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu gehören der Familienstand, die Zahl der Kinder, die Stabilität des Haushaltseinkommens, die Höhe der monatlichen Fixkosten sowie laufende Kredite. Für viele private Haushalte ist es sehr schwer, 3 bis 6 monatliche Nettogehälter anzusparen. Kleinere finanziellen Rücklage können ebenfalls plötzliche Ausgaben decken und sind daher in jedem Fall besser, als gar nichts zurückzulegen.
Was ist bei den finanziellen Rücklagen zu beachten?
Rücklagen für Notfälle erfüllen ihre Funktion nur, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind.
Flexibler Zugriff auf das Kapital
Wichtig ist ein schneller Zugriff auf das Kapital. Aktien sind zu diesem Zweck keinesfalls geeignet. Dagegen stellt ein Sparkonto eine sinnvolle Option für einen solchen Notfallfond dar. Dort ist das Geld kurzfristig verfügbar.
Klare Trennung vom laufenden Zahlungsverkehr
Die Eröffnung eines Sparkontos hat den Vorteil, dass das angesparte Guthaben stets zu beziffern ist. Wichtig ist die regelmäßige Überweisung des festgelegten Betrags. Das Guthaben auf diesem Rücklagenkonto steht wirklich nur für Notfälle zur Verfügung. Bei einem Sparkonto innerhalb der EU greift die Einlagensicherung im Umgang bis 100.000 Euro.
Was bedeutet langfristige Vermögensbildung?
Die langfristige Vermögensbildung verfolgt andere Ziele als die Bildung von Rücklagen für Notsituationen. Ab einem Anlagehorizont von fünf Jahren ist eine Geldanlage als langfristig einzuordnen. Eine solche Anlage ermöglicht es Ihnen, für das Alter vorzusorgen. Über einen längeren Anlagezeitraum können Sparer eine höhere Kapitalrendite erzielen. Vielleicht lässt sich dann eines Tages auch der individuelle Lebenstraum verwirklichen, zum Beispiel die Unternehmung einer Weltreise.
Möglichkeiten der langfristigen Vermögensbildung
Bei der langfristigen Vermögensbildung kommt es nicht auf den hohen Liquiditätsgrad an, sondern auf eine angemessene Rendite. Auch die Sicherheit und Nachhaltigkeit sind wesentliche Kriterien. Verschiedene Finanzprodukte eignen sich für die langfristige Vermögensbildung.
Tagesgeldkonto
Das Tagesgeldkonto (auch Extra-Konto genannt) unterscheidet sich von der Verfügbarkeit her kaum vom klassischen Girokonto. Die Zinsen für Guthaben auf Tagesgeldkonten sind gering, aber höher als bei einem Girokonto. Die Europäische Zentralbank hat die Zinswende eingeleitet. Daher sind nun steigende Zinsen bei den Geschäftsbanken zu erwarten. Auf ein Tagesgeldkonto können bereits kleine Beträge überwiesen werden. In der Regel ist ein Girokonto bei der gleichen Bank erforderlich, das als Referenzkonto für Ein- und Auszahlungen fungiert. Ein Tagesgeldkonto ist meist kostenlos und kann innerhalb kurzer Zeit eingerichtet werden.
Immobilien für die eigene Nutzung
Der Erwerb von Immobilien für die eigene Nutzung ist ebenfalls eine sinnvolle Strategie für die langfristige Vermögensbildung. Die zurzeit immer noch geringen Hypothekenzinsen erleichtern die Finanzierung des Eigenheims. Sobald der Kredit getilgt ist, fallen die Kosten für das Wohnen weg. Ein Nachteil besteht darin, dass für den Erwerb einer Immobilie viel Eigenkapital erforderlich ist.
Aktien
Mit Aktien lassen sich in der Langzeitsicht meist attraktive Renditen erzielen, da die Wirtschaft im Trend von Jahr zu Jahr wächst. Die jährlich ausgeschütteten Dividenden steigern den Ertrag. Dabei ist aber stets das Risiko von Kursverlusten vorhanden. Ein strategisches Investment setzt Erfahrung seitens des Anlegers voraus. Am Ende des Anlagezeitraum empfiehlt es sich, das Kapital aus den Aktien abzuziehen und das Geld in sichere, kurzfristige Finanzprodukte anzulegen. Aufgrund der anfallenden Gebühren für den Kauf sind Aktien in der Regel erst ab einem höheren Investitionsvolumen lukrativ.
Aktienfonds
Mit Aktienfonds können höhere Renditen erzielt werden als mit einzelnen Wertpapieren. Zugleich ist das Risiko kalkulierbar. Bei der Auswahl des Produktes kann der Sparer das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko selbst bestimmen, ein Datum als Investmentziel festlegen und dann mit monatlichen Einzahlungen einen langfristigen Kapitalstock aufbauen.
ETFs
Mit einem ETF (Abkürzung für Exchange Traded Fund) lässt sich langfristig eine attraktive Rendite erzielen. Dabei handelt es sich um einen börsennotierten Indexwert, in dem viele verschiedene Branchen und Regionen repräsentiert sind.
Wertpapierdepots
Mit einem Wertpapierdepot können Sparer verschiedene Anlageinstrumente kombinieren. Diese Anlageform ist heutzutage mit weniger Aufwand verbunden, da auch ein digitaler Order möglich ist. Es werden aber meist Depotführungsgebühren und Gebühren pro Order fällig.
Kryptowährungen
Die Kryptowährung ist ein digitales Zahlungsmittel auf der Basis des Blockchain-Systems. Sie zählt wegen ihrer hohen Volatilität zu den riskantesten Anlageformen. Daher raten Experten, dieses Produkt nur zur Diversifizierung des eigenen Portfolios zu nutzen.
Fazit
Finanzielle Rücklagen und langfristige Vermögensbildung sind aus unterschiedlichen Gründen erforderlich. Ein Mangel an finanziellen Rücklagen lässt sich im Notfall nicht ohne weiteres durch eine gute Strategie bei der langfristigen Vermögensbildung kompensieren. Umgekehrt löst der sorgsam ersparte „Notgroschen“ nicht unbedingt das Problem der Altersvorsorge angesichts geringer Ansprüche an die gesetzliche Rente.